Über meine Liebe zum Comiczeichnen

Ich habe schon immer gerne gezeichnet. Aber mit 10 Jahren zeichnete ich meinen ersten eigenen Comic - mit Bleistift vorgezeichnet, mit Faber-Castell-PITTs am Fenster abgepaust, mit CorelDRAW! bearbeitet (tatsächlich habe ich damals die Sprechblasen nicht mal selbst gezeichnet, sondern im Nachhinein von einer CorelDRAW! Vorlagen-CD eingefügt), coloriert und getextet (mit unser aller Lieblingsfont MS Comic Sans) - schön war der Comic objektiv betrachtet nicht, und auch die Story war nur eingeschränkt logisch, interessant und witzig. Aber damals war ich stolz darauf; und da ich das ganze wie gesagt bereits mit 10 Jahren gemacht habe, habe ich mich dazu entschlossen, das ganze als PDF hochzuladen:

Zur Comic-PDF

Aber mit diesem Freestyle-Zeichenstil gab ich mich schon ein paar Jahre später nicht mehr zufrieden, und so begann ich, basierend auf seiner Zeichnung für mich Dons Zeichenstil zu erlernen. Die damals von mir entwickelte Technik ist in einem im Zeitraum der Anwendung erstellten YouTube-Video zu sehen - sie ist nicht wirklich ausgereift und so unpraktisch, dass mir sogar jemand in den Kommentaren erklärte, wie es besser geht.

Auch mit dieser Technik gab ich mich Jahre später nicht mehr zufrieden - das war erst ca. 2017! Ich orientierte mich an den überall vorgeschlagenen Techniken, bei denen man mit der Kreis-Grundform beginnt. Dies führte zu einem Schlagartigen Verbesserung in der Zeichnungsoptik! Dennoch sahen meine Zeichnungen denen von Don nicht wirklich sehr ähnlich - irgendetwas fehlte. Also analysierte ich seine Zeichnungen und las sie nach einigen Jahren mal wieder alle durch. Ich kam recht schnell dahinter: Dons Linien waren nicht uniform wie die Meinen, sondern wiesen unterschiedliche Dicken auf. So begann mein Interesse an seinem Zeichenequipment.

 Aber es war noch nicht sehr ausgeprägt und lange nicht so nerdig wie heute. So wollte ich anfangs einfach Federn ausprobieren und schauen, welche wohl geeignet wäre. Doch als alle Federn irgendeinen Nachteil hatten und ich mit keiner wirklich zu 100% zufrieden war, wollte ich mal schauen, ob ich zumindest auf die Form seiner Federn kommen könnte (zu diesem Zeitpunkt nahm ich noch an, dass es sich bei seinen Federn um stinknormale Federn für Normfederhalter handeln würde). Also sah ich in The Don Rosa House Tour nach; einer Videoreihe, die ich bereits Jahre vorher auf YouTube entdeckt hatte.
Tatsächlich handelt es sich bei einem Video des selben Kanals (janoroh, Kanal von Jano Rohleder) um das erste YouTube-Video, das ich je geliked habe.
Jedenfalls sah ich nur, dass die Feder selbst aufgrund eines Deckels nicht zu sehen war. "Schade", dachte ich mir. Anfangs suchte ich noch nach dem Halter, vielleicht würde er mir ja Auskunft über die Feder geben. Aber nichts.
Doch dann, eines Tages, suchte ich auf Google nach "best drawing dip pens" oder so ähnlich und fand auf einer Forum-Seite den Vorschlag eines "Rotring ArtPen" - nach einer Google-Bildersuche war ich für kurze Zeit der glücklichste Mensch der Welt: Es war die richtige Halterung, und sie war ein Komplettset mit Feder, Halterung und sogar mit Deckel! Mir war sofort klar: Die muss ich haben!

Nun gab es nur noch eine Hürde: Welches Modell?

Auf der Rotring-Seite findet man einige Modelle. Da ich absolut keine Ahnung hatte fragte ich beim Support an. Ich gab ihnen die selbstgenommenen Maße (zum Abmessen habe ich übrigens extra ein hochpräzises Blatt erstellt) und wartete. Nach zwei Wochen antworteten sie mit den Vorschlägen: Rotring ArtPen Sketch F und Rotring ArtPen Lettering M. Sie klangen sehr sicher und baten (zum Glück!) sogar an, mir einen Lettering M kostenlos zuzuschicken, damit ich ihn austesten könne. Ich kann gar nicht sagen, wie glücklich ich bin, dass sie mir das angeboten haben. Denn nach Ankunft des ArtPen probierte ich ihn sofort aus - Das war ein echt schlimmer Moment, denn es gab absolut keinen Kalligraphie-Effekt; ich hätte genauso schwarze Tinte in meinen Schulfüller füllen können und das Ergebnis wäre identisch gewesen. Daher erwartete ich auch nicht, dass die Empfehlung des Sketch F korrekt wäre. Im Nachhinein vermute ich, dass sie von der normalen Liniendicke und der Liniendicke bei umgedrehter Feder ausgingen - eine nicht unweit verbreitete Technik zum dünneren Zeichnen. Dennoch: Es war falsch. Ich schrieb sofort eine Mail an den Support.

Ich schrieb, es sei nicht die richtige Feder, erleuterte den Kalligraphie-Effekt (davor schrieb ich dazu nichts explizites, weil ich nicht sicher war, ob es von der Federhärte oder der Federform herrührte) und frage, ob es möglich sei, dass meine Vermutung stimme (die ich erst kurz vor Schreiben der Mail entwickelte): Jene, dass es sich um eine der nicht mehr produzierten 0,6mm Italics-Federn (Info über Existenz per Zufall über Google gefunden) und eine 1,1mm-Feder handelte. Aber der Support antwortete nicht mehr.
Ich kann mir vorstellen, dass sie enttäuscht waren, oder genervt von meinen groben Angaben. Das tut mir ja auch leid, aber mehr als entschuldigen kann ich mich halt im Nachhinein nicht. Und das tat ich in der Mail, mehrmals. Anstatt einer Antwort bekam ich jedenfalls nur noch eine "Umfrage zur Kundenzufriedenheit". Ich gab, aufgrund der Situation, nur 4/10 Sterne - Sorry, aber das war echt nicht nett von euch, Rotring.

Also nahm ich meine Vermutung als Tatsache an und informierte mich über das Auftreiben einer 0,6mm Italic-Version. Ich gab letztendlich erstmal auf und plante, mir stattdessen zwei 1,1er zu kaufen und eine einfach runterzufeilen und -schleifen. Nicht optimal, aber besser als nichts. Doch dann, als die 1,1er-Bestellung bereits bei Amazon aufgegeben war, fand ich einen Eintrag auf einer dänischen Seite eines Zeichen- und Büroartikel-Ladens. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie euphorisch ich in diesem Moment war. Ich schrieb den Shop an, der Besitzer schrieb es seien tatsächlich noch zwei Stück vorrätig. Da der Shop jedoch nur innerhalb von Dänemark regulär lieferte, musste ich das ganze über ihn persönlich regeln. Aber das lief alles reibungslos.

Am 08.11.2018 erhielt ich die vermutlich letzten kaufbaren originalverpackten Rotring ArtPens Italic 0,6mm - Die Packungen sehen immer noch aus wie neu (sind es ja auch)!

Am 14.01.2019 kamen dann auch die Ellipsenschablonen an - nur leider musste ich zwei Sachen feststellen: 1. dass diese Schablonen keine Abstandshalter-Noppen haben, und 2. dass das Ausbleiben eben jener ein großes Problem darstellt - zumindest, wenn man mit Tintenstiften arbeitet. Wenn dann nämlich die Schablone, an der man den Stift führt, auf dem Papier aufliegt, kommt es extrem schnell dazu, dass die Tinte unter das Plastik läuft und damit die gezeichnete Form total verschmiert.
Also musste ich mir etwas einfallen lassen.
Und nach mehreren Stunden voller repetitivem Aufkleben von dicken Papierschnipseln mit Klebeband, um so Abstandshalter nachzureichen, musste ich leider auch noch feststellen, dass sich der Klebestreifen nach einiger Zeit löst.
Das ganze ist tatsächlich ein großes Problem: Es gibt quasi keine Schablonen mit Abstandshaltern mehr. Dabei wäre es doch nicht so schwer, immerhin haben meine Kreisschablonen auch solche Abstandshalter. Aber es findet sich im Internet kein einziges Schablonenset mit diesem Feature. Wie sich die Zeit doch ändert.

Die KOH-I-NOOR-Rapidographs kamen dann auch am 06.03.2019 an. Funktionieren super :)

Am 2. April 2019 kam dann der ArtPen Sketch EF an, der zusammen mit dem Präzisionsradierer die letzten nötigen Tools markierte (inzwischen, Am 07.06.2019, hab' ich sogar Dons exakten Präzisionsradierer herausgefunden: ein weißer Staedler Radierstift Mars Plastic - besitze jetzt allerdings schon eine [feinere] Alternative von Tombow). Damit ist meine Zeichentool-Sammlung komplett und ich kann mich endlich auf das konzentrieren, was eigentlich viel wichtiger ist als die Zeichentools: Die Zeichenfähigkeit! Und Dons Techniken. Wenn ich beides irgendwann beherrschen sollte steht mir nichts mehr im Wege, meine eigenen Comics im Stil von Don zu zeichnen (aber nie weiter als privat zu veröffentlichen ;-) Tut mir leid, Disney).